Der Unterschied zwischen Heizwert und Brennwert im Verbrauchsausweis

Wenn Sie einen Energieausweis erstellen lassen, begegnen Ihnen häufig zwei Begriffe: Heizwert und Brennwert. Beide klingen ähnlich, meinen aber nicht dasselbe. Genau dieser Unterschied hat direkte Auswirkungen auf die Berechnung des Energieverbrauchs in Ihrem Verbrauchsausweis.

In diesem Artikel erfahren Sie …
Besonders für Eigentümer, Vermieter und Energieberater ist es wichtig zu verstehen, wie diese Werte ermittelt werden, warum sie relevant sind und welche Rolle sie im Energieausweis spielen.
Der Heizwert und seine Bedeutung im Energieausweis
Der Heizwert gibt an, wie viel nutzbare Wärmeenergie aus einem Brennstoff freigesetzt wird, ohne dabei jedoch die Kondensationswärme des im Abgas enthaltenen Wasserdampfs zu berücksichtigen.
Das bedeutet: Beim klassischen Heizen entweicht der Wasserdampf ungenutzt durch den Schornstein. Der Heizwert berücksichtigt also nur den „trockenen“ Teil der Verbrennung.
In welchen Fällen spielt der Heizwert eine Rolle?
Der Heizwert wird häufig bei älteren Heizsystemen verwendet, insbesondere bei Standardkesseln ohne Brennwerttechnik. Auch bei Verbrauchsausweisen auf Basis von Wärmezählerwerten, wie etwa beim Contracting, wird grundsätzlich mit Heizwerten gerechnet. Der Grund: Wärmezähler messen nur die tatsächlich genutzte Wärme, nicht das theoretisch mögliche Gesamtpotenzial eines Brennstoffs.
Typische Heizwert-Energieträger
- Heizöl
- Erdgas (klassisch genutzt)
- Kohle
- Holz/Pellets ohne Brennwerttechnik
Die Bedeutung des Brennwerts
Der Brennwert beschreibt die gesamte im Brennstoff enthaltene Energie, inklusive der Wärme, die beim Kondensieren des Wasserdampfs im Abgas freigesetzt wird. Diese zusätzliche Wärmemenge kann nur durch moderne Brennwerttechnik genutzt werden, bei der das Abgas soweit abgekühlt wird, dass der Wasserdampf kondensiert und die Kondensationswärme zurückgewonnen wird.
Warum ist der Brennwert höher als der Heizwert?
Weil der Brennwert neben der Verbrennungswärme auch die latente Wärme aus der Kondensation des Wasserdampfs berücksichtigt. Je nach Brennstoff kann der Unterschied zwischen Heizwert und Brennwert 5 bis 11 % betragen. Bei Erdgas liegt der Brennwert typischerweise etwa 10 % über dem Heizwert, bei Heizöl etwa 6 %.

Bei welchen Energieträgern ist der Brennwert relevant?
- Erdgas (mit Brennwerttechnik)
- Heizöl (mit Brennwerttechnik)
- Holzpellets (wenn mit Brennwerttechnik kombiniert)
Die Rolle beider Werte im Verbrauchsausweis
Im Energieverbrauchsausweis wird der tatsächliche Energieverbrauch der letzten drei Jahre ausgewertet und zwar so, wie er vom Energieversorger in der Heizkostenabrechnung angegeben wurde. Entscheidend ist dabei, ob der Verbrauch auf Basis des Heizwerts (Hi) oder des Brennwerts (Hs) gemessen und abgerechnet wurde. Denn die Angabe beeinflusst die errechnete Effizienzklasse.
Unterschiedliche Auswirkungen im Energieausweis
Wenn ein Versorger den Verbrauch nach Brennwert abrechnet, erscheint der Energieverbrauch höher, obwohl die Heizleistung gleich bleibt. Dies kann im Verbrauchsausweis zu einer schlechteren Effizienzklasse führen. Wird hingegen der Heizwert zugrunde gelegt, fällt der berechnete Verbrauch geringer aus, was sich positiv auf die Energiekennwerte auswirkt.
Wie erkennt man, ob Heizwert oder Brennwert abgerechnet wurde?
Ein Blick in die Heizkostenabrechnung hilft weiter: Dort ist meist vermerkt, ob die Kilowattstunden (kWh) auf Basis von „Hi“ (Heizwert) oder „Hs“ (Brennwert) berechnet wurden. Fehlt diese Angabe, gibt oft auch die verwendete Umrechnungsformel Aufschluss. Bei Erdgas zum Beispiel liegt der Umrechnungsfaktor für den Heizwert meist bei ca. 8,5 bis 9,5 kWh/m³, für den Brennwert eher bei 9,5 bis 11,5 kWh/m³.
Sonderfall Contracting
Beim Contracting wird die Energie oft über Wärmemengenzähler erfasst, unabhängig vom eingesetzten Energieträger. Diese Zähler erfassen die tatsächlich gelieferte Wärme und berechnen den Verbrauch immer auf Basis des Heizwerts. Das bedeutet: Auch wenn ein Brennwertkessel eingesetzt wird, taucht im Verbrauchsausweis nur der Heizwert auf, was am Ende somit zu einer besseren Einstufung führen kann.
Warum Heizwert und Brennwert für den Verbrauchsausweis relevant sind, nicht aber für den Bedarfsausweis
Im Verbrauchsausweis wird der reale Energieverbrauch vergangener Jahre berücksichtigt, also genau das, was abgerechnet wurde. Dabei hängt es vom Energieversorger ab, ob dieser den Heizwert oder den Brennwert als Grundlage nimmt. Der Unterschied wirkt sich direkt auf die im Ausweis dokumentierten Kennzahlen aus.
Beim Bedarfsausweis hingegen wird der Energiebedarf rechnerisch ermittelt, unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch oder den Heizgewohnheiten der Bewohner. Hier kommen standardisierte Rechenverfahren zum Einsatz, bei denen immer der Brennwert zugrunde gelegt wird. Deshalb spielt es im Bedarfsausweis keine Rolle, wie der Energieversorger abrechnet.
Heizwert, Brennwert und der Energieausweis: Worauf es wirklich ankommt
Heizwert und Brennwert sind zentrale Begriffe im Bereich der Energieeffizienz, insbesondere beim Verbrauchsausweis. Während der Brennwert den gesamten Energiegehalt eines Energieträgers berücksichtigt, geht der Heizwert von einer geringeren, real nutzbaren Energiemenge aus. Dieser Unterschied beeinflusst die Verbrauchsdaten, die im Energieausweis angegeben werden deutlich, je nach Messmethode und Abrechnung durch den Versorger.
Für Eigentümer ist es wichtig zu wissen, ob der Energieversorger den Energieverbrauch auf Basis des Heiz- oder Brennwerts ermittelt. Denn das kann die Effizienzklasse im Verbrauchsausweis beeinflussen und damit auch die Vermarktungschancen einer Immobilie. Beim Bedarfsausweis hingegen kommt es nicht auf diese Werte an, da hier mit standardisierten Parametern gearbeitet wird.
Besonders relevant ist das Thema bei fossilen Brennstoffen wie Gas oder Heizöl. Aber auch bei Biomasse wie Holzpellets spielt der Unterschied eine Rolle. Wer hingegen auf Strom, Fernwärme oder Umweltenergie setzt, muss sich mit Heizwert und Brennwert meist nicht befassen.
Unser Tipp: Klären Sie mit Ihrem Energieversorger, wie der Verbrauch abgerechnet wird, und nutzen Sie unsere Expertise, um einen rechtssicheren und nachvollziehbaren Energieausweis zu erstellen.