Einführung in die Digitalisierung von Gebäuden

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Energieeffizienz-Expertin, Content-Managerin

Die Digitalisierung von Gebäuden verändert, wie Immobilien in Zukunft geplant, betrieben und bewertet werden. Sie macht Energieverbräuche transparent, steigert die Wirtschaftlichkeit und erleichtert die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben auf ganzer Linie, von Sanierungspflichten bis zum Energieausweis.

Bild: Digitalisierung von Gebäuden

Grundlagen der Digitalisierung im Gebäudesektor

Die Digitalisierung im Gebäudesektor beschreibt den Einsatz moderner Technologien, um Planung, Bau, Betrieb und Sanierung von Immobilien effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um smarte Geräte, sondern um ein Zusammenspiel aus Daten, Vernetzung und intelligenter Steuerung.

Zentrale Technologien im Überblick

  • IoT (Internet of Things): Sensoren erfassen kontinuierlich Daten zu Energieverbrauch, Raumklima oder Anlagenzustand.
  • BIM (Building Information Modeling): Digitale Modelle bündeln alle Gebäudedaten, von Bauplänen bis zur technischen Ausstattung.
  • Sensorik: Misst Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Energieflüsse in Echtzeit.
  • Cloud-Plattformen: Stellen Daten zentral bereit und ermöglichen Auswertungen von überall.

Ziele der Digitalisierung

  • Effizienzsteigerung: Weniger Energieverbrauch, optimierte Prozesse
  • Nachhaltigkeit: Beitrag zum Klimaschutz durch geringere CO₂-Emissionen
  • Kostenoptimierung: Reduzierte Betriebs- und Instandhaltungskosten
  • Komfortsteigerung: Smarte Haustechnik verbessert Wohn- und Arbeitsqualität
Digitalisierung von Gebäuden

Der digitale Gebäudezwilling

Ein digitaler Gebäudezwilling ist ein virtuelles Abbild eines realen Gebäudes. Er vereint Baupläne, technische Daten und Sensordaten in einem einzigen Modell. So entsteht eine digitale Kopie, die sich laufend aktualisiert und mit der sich Prozesse überwachen und steuern lassen.

Bestandteile eines Gebäudezwillings

  • Sensoren: liefern Daten zu Energieverbrauch, Raumklima oder Anlagentechnik.
  • Datenstruktur: sammelt und organisiert alle Informationen zentral.
  • Visualisierung: stellt den Zustand des Gebäudes übersichtlich dar – oft in 3D.

Praxisbeispiele für den Einsatz

  • Überwachung: Energieverbrauch und Raumklima lassen sich in Echtzeit prüfen.
  • Steuerung: Heizungen, Lüftungen oder Beleuchtung können automatisch geregelt werden.
  • Simulationen: Vor Sanierungen lässt sich berechnen, welche Maßnahmen den größten Effekt haben.
  • Lebenszyklusmanagement: Von der Planung über den Betrieb bis zum Rückbau begleitet der Zwilling das gesamte Gebäude.

Monitoring und intelligente Haustechnik

Digitale Gebäudetechnik sorgt dafür, dass der Energieverbrauch, der Komfort und die Betriebskosten besser kontrolliert werden können. Hier sind sechs konkrete Technologien, die heute bereits im Einsatz sind:

Smart Meter

Digitale Strom- und Wärmezähler erfassen Verbrauchsdaten in Echtzeit und ermöglichen eine präzise Abrechnung sowie Optimierung.

Intelligente Thermostate

Diese passen die Heizleistung automatisch an Wetter, Tageszeit oder Anwesenheit an. Das senkt die Heizkosten um bis zu 20 %.

Vernetzte Beleuchtungssysteme (Smart Lighting)

Smart Lighting Systeme steuern Licht abhängig von Tageslicht und Nutzung. Besonders in Bürogebäuden lassen sich große Einsparungen erzielen.

Gebäudeleittechnik (GLT)

GLT dient der zentralen Steuerung sämtlicher Anlagen wie Heizung, Lüftung und Klima (HLK) zur Steigerung von Wirkungsgrad und Transparenz.

Sensorbasierte Luftqualitätsmessung

Sensoren überwachen CO₂-Gehalt und Feuchtigkeit, regeln Lüftungsanlagen automatisch und verbessern so Raumklima und Gesundheit.

Predictive Maintenance (PM) mit IoT-Sensoren

Durch dieses Monitoring werden Energieflüsse erkennbar. Eigentümer und Verwalter entdecken sofort, wo unnötige Verluste entstehen. Auf dieser Basis lassen sich Anlagen optimieren und Wartungsintervalle vorausschauend planen. PM erkennt frühzeitig Abweichungen im Anlagenbetrieb (z. B. Pumpen, Kessel), verhindert Ausfälle und spart Reparaturkosten.

Der Vorteil: Statt auf Störungen zu reagieren, können Probleme früh erkannt und behoben werden. Gleichzeitig sinken die Energiekosten, während der Wohnkomfort steigt.

Welchen Einfluss haben diese Technologien auf den Energieausweis

Der Energieausweis ist das zentrale Dokument zur energetischen Bewertung von Gebäuden. Nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist der Energieausweis bei Verkauf, Vermietung oder Verpachtung verpflichtend und dient als offizieller Nachweis der energetischen Qualität eines Gebäudes.

Durch die Digitalisierung verändert sich auch hier die Praxis deutlich. Digitale Daten aus Monitoring-Systemen oder Gebäudezwillingen können den Energiebedarf genauer abbilden und erleichtern die Aktualisierung des Energieausweises erheblich.

Vorteile der Digitalisierung für den Energieausweis:

  • Automatisierte Datenerfassung statt manuellem Ausfüllen von Verbrauchsabrechnungen
  • Höhere Genauigkeit durch sensorbasierte Messungen und digitale Gebäudemodelle
  • Vergleichbarkeit verschiedener Gebäude durch standardisierte digitale Formate
  • Mehr Transparenz für Eigentümer, Mieter und Käufer

Damit wird der Energieausweis deutlich zuverlässiger und gleichzeitig leichter nutzbar. Eigentümer profitieren von geringeren Fehlerquellen und schnelleren Prozessen, während Käufer und Mieter eine realistischere Einschätzung der Energieeffizienz erhalten.

Energetische Verbesserungen durch Digitalisierung

Digitale Technologien eröffnen enorme Potenziale für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich. Schon heute zeigt sich, dass sich durch intelligente Steuerungen und Automatisierung bis zu 30–40 % Energie einsparen lassen. Besonders deutlich wird dies bei Heizungsanlagen, die mithilfe von KI und kontinuierlichem Monitoring bedarfsgerecht geregelt werden können. Das senkt einerseits die Kosten und erhöht auf der anderen Seite zusätzlich den Wohnkomfort.

Ferner ermöglichen digitale Simulations- und Planungsmodelle eine präzise Prognose des Energieverbrauchs und die Entwicklung optimierter Sanierungsstrategien. So lassen sich Maßnahmen deutlich einfacher und besser priorisieren und langfristige Effizienzgewinne erzielen.

Energetische Nachweispflichten (GEG und EU)

Energieausweise bilden den rechtlichen Nachweis für die energetische Qualität von Gebäuden und sind damit ein zentrales Instrument der deutschen und europäischen Klimapolitik. Sowohl das Gebäudeenergiegesetz (GEG) als auch die EU-Richtlinien definieren klare Pflichten, die durch die Digitalisierung künftig noch transparenter und einfacher erfüllt werden können:

GEG (Deutschland)

Energieausweis-Pflicht bei Verkauf, Vermietung, Verpachtung (§ 87). Verbrauchsausweise benötigen 36 Monate Verbrauchsdaten, witterungsbereinigt (§ 82). Alle Ausweise werden beim DIBt registriert und stichprobenartig geprüft.

EU (EPBD-Recast 2024)

Einführung von digitalen Gebäudelogbüchern, Renovation Passports, nationalen Ausweisdatenbanken und dem Smart-Readiness-Indicator für mehr Vergleichbarkeit und Transparenz.

EU-Energieeffizienzrichtlinie 2023/1791 (EED)

Mehr Transparenz bei Verbrauchsdaten (Submetering, monatliche Info), Grundlage für präzisere Ausweise.

Digitale Hilfsmittel für Dokumentation & Nachweisführung:

  • DIBt-Registriernummer & Datenübermittlung (Pflichtangaben im Ausweis inkl. CO₂-Werten; elektronische Stichprobenkontrolle).
  • Digitale Verbrauchsdaten aus Smart-/Submetering und Heizkostenabrechnung (36-Monats-Fenster, Witterungsbereinigung nach Bekanntmachung im Bundesanzeiger).
  • Gebäudelogbuch/-Datenbanken (EPBD 2024): Zentraler Ablageort für Bau-, Anlagen- und Ausweisdaten; Basis für Renovation Passports und künftige KI-gestützte Auswertungen.

Blick nach vorn:

Renovation Passports & digitale Gebäudelogbücher werden EU-weit ausgerollt. Sie erleichtern die stufenweise Sanierungsplanung und die fortlaufende Ausweis-Aktualisierung. SRI-Bewertungen machen die „digitale Betriebsreife“ von Gebäuden sichtbarer.

Der transparente Datenfluss (EED) sowie nationale Register erhöhen die Vergleichbarkeit; Pilotprojekte testen u. a. fälschungssichere Nachweise (z. B. über unveränderliche Register), die Rechtspflicht dazu besteht aber derzeit nicht.

Kurz gesagt: Wer heute Energieausweise und energetische Nachweise effizient managen will, nutzt digitale Verbrauchsdaten, hält die GEG-Fristen ein und bereitet sich auf EPBD-Instrumente wie Renovation Passports und Gebäudelogbücher vor. Damit werden Ausweise genauer, vergleichbarer und für alle Beteiligten transparenter.

Herausforderungen und Ausblick

Die Digitalisierung im Gebäudesektor bringt enorme Chancen, ist aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden. Datenschutz und Datenhoheit bleiben sensible Themen, da Gebäudedaten oft Rückschlüsse auf Nutzerverhalten zulassen.

Zudem fehlt es noch an einheitlichen regulatorischen und technischen Standards, die für eine breite Umsetzung notwendig wären. Gleichzeitig zeichnen sich Trends wie Sektorenkopplung, Smart Grids und die fortschreitende Energiewende ab, die digitale Technologien noch stärker in den Mittelpunkt rücken werden.

Die Digitalisierung von Gebäuden ist die Zukunft

Die Digitalisierung von Gebäuden ist die Zukunft. Sie ist ein entscheidender Hebel für Klimaschutz, Energieeffizienz und Kostenoptimierung. Ob durch smarte Haustechnik, digitale Gebäudezwillinge oder automatisierte Energieausweise: Wer heute auf digitale Lösungen setzt, steigert den Wert seiner Immobilie und macht sie gleichzeitig zukunftssicher.

Wir arbeiten aber auch noch mit Papier und E-Mail. Bei uns können Sie einen rechtsgültigen Energieausweis bequem online erstellen.